Einleitung
Bei Infektionen endovaskulär eingebrachter Stentgrafts ist die Entfernung dieser sowie der Ersatz mit beispielsweise autologen Materialien häufig der einzige Versorgungsweg. Eine 18F-FDG-PET-CT-Untersuchung liefert wichtige Informationen, welche bei der Entscheidungsfindung zur Konversion herangezogen werden können.
Es wird der Fall eines vermuteten Protheseninfekts mit Endoleak Typ I sowie die nachfolgende 18F-FDG-PET-CT-Diagnostik und operative Versorgung dargestellt.
Anamnese und Befund
Es erfolgte die endovaskuläre Therapie eines infrarenalen Bauchaortenaneurysmas bei einer 81-jährigen Patientin über einen transfemoralen Zugang. Bei postinterventionell mittels CT-Angiographie nachgewiesenem Endoleak Typ IA wurde initial die Indikation zur Verlängerung mittels fenestrierter Prothese gesehen. Die Patientin entwickelte jedoch bereits vor der geplanten Versorgung drei Monate postoperativ unklare Schmerzen sowie eine hypertensive Entgleisung. In der CT-Angiographie zeigte sich eine Minderperfusion der linken Niere bei Stenose der A. renalis sowie ein größenprogredienter Aneurysmasack. Über die rechte Femoralarterie erfolgte die Stent-PTA der linken Nierenarterie. Unmittelbar postinterventionell bot die Patientin hohe Entzündungswerte als einzigen Hinweis auf eine mögliche Protheseninfektion (1). Die weitere Diagnostik (Urinstatus, Röntgen Thorax, Sonographie Abdomen, Blutkulturen, Abklärung HNO sowie Zahnmedizin) zeigte keinen richtungsweisenden Befund. Es wurde eine kalkulierte Therapie mit Piperacillin/Tazobactam begonnen. Bei Verdacht auf einen Protheseninfekt erfolgte eine 18F-FDG-PET-CT-Untersuchung) mit dem Nachweis eines deutlichen Hypermetabolismus im links iliacalen EVAR-Schenkel. Im weiteren Verlauf zeigte die Patientin zwar eine deutliche klinische Besserung, die laborchemischen Infektparameter waren rückläufig, blieben aber erhöht. Auch eine 18F-FDG-PET-CT-Verlaufskontrolle zeigte eine Regredienz der infektverdächtigen Veränderungen. Aufgrund der Endoleckage und des Aneurysmawachstums sowie des suspizierten Protheseninfekts wurde eine Konversion mit Entfernung des einliegenden Stentgrafts sowie der Ersatz der Aorta mit boviner Perikardprothese und Transposition der linken Nierenarterie durchgeführt. Intraoperativ zeigte sich die Stentgraftverankerung nicht suffizient, korrespondierend zum vorbeschriebenen Typ IA Endoleak sowie deutliche entzündliche Verwachsungen, welche inspektorisch hochgradig verdächtig auf einen Infekt waren. Die Operation gelang problemlos, die Patientin wurde zwischenzeitlich entlassen und ist beschwerdefrei, klinische, laborchemische sowie schnittbilddiagnostische Kontrollen zeigten bei postoperativ fortgesetzter antibiotischer Therapie einen unauffälligen Verlauf. Die intraoperativ gewonnene Mikrobiologie konnte keinen Keimnachweis erbringen.
Diskussion
Die PET-CT-Untersuchung zeigt eine hohe Sensitivität für einen Protheseninfekt (bei einem gewissen zeitlichen Abstand zur Prothesenimplantation (2)), zu beachten ist, dass eine bestehende antibiotische Therapie falsch negative Ergebnisse hervorrufen kann, letztlich können jedoch auch unspezifische Entzündungsreaktionen eine Anreicherung im PET-CT verursachen.
Quellen
1. Lyons OT, Baguneid M, Barwick TD, Bell RE, Foster N, Homer-Vanniasinkam S, Hopkins S, Hussain A, Katsanos K, Modarai B, Sandoe JA, Thomas S, Price NM. Diagnosis of Aortic Graft Infection: A Case Definition by the Management of Aortic Graft Infection Collaboration (MAGIC). Eur J Vasc Endovasc Surg. 2016 Dec;52(6):758-763. doi: 10.1016/j.ejvs.2016.09.007. Epub 2016 Oct 19. PMID: 27771318.
2. Lauri C, Signore A, Glaudemans AWJM, Treglia G, Gheysens O, Slart RHJA, Iezzi R, Prakken NHJ, Debus ES, Honig S, Lejay A, Chakfé N. Evidence-based guideline of the European Association of Nuclear Medicine (EANM) on imaging infection in vascular grafts. Eur J Nucl Med Mol Imaging. 2022 Aug;49(10):3430-3451. doi: 10.1007/s00259-022-05769-x. Epub 2022 Apr 4. PMID: 35376992; PMCID: PMC9308572.