Was heißt flexible Arbeit? Die Harvard-Professorin für Volkswirtschaftslehre und Nobelpreisträgerin für Wirtschaftswissenschaften Claudia Goldin definiert die „gierige Arbeit“ als Gegenstück zur flexiblen Arbeit: "Wenn eine Person 70 Wochenstunden arbeitet und dafür viel mehr als das Doppelte des Stundenlohns eines Menschen erhält, der 35 Wochenstunden arbeitet, dann ist das gierige Arbeit." (Claudia Goldin im Harvard Business Review 2021).
Die Implikationen der gierigen Arbeit sind folgende:
- Für das Individuum: Gierige Arbeit fordert große persönliche Opfer.
- Für Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen: Flexibilität ist sehr kostspielig.
- Für die Gesellschaft: Die wirtschaftliche Ungleichheit nimmt enorme Ausmaße an.
Claudia Goldin zieht als Volkswirtin folgende Schlussfolgerungen:
1.) Die individuellen Kosten für die vorübergehende flexible Arbeit müssen gesenkt werden, z.B. durch
- den Ersatz/die Vertretung am Arbeitsplatz bzw. mehr Heimarbeit.
- die Anwendung von IT, um Ausfälle zu überbrücken und den Informationsfluss aufrecht zu erhalten.
2.) Die individuellen Kosten für die Kinderbetreuung und Bildung müssen gesenkt werden, z.B.
- durch subventionierte Ganztagesbetreuung und umfassende Schulbildung aller Kinder, v.a. aus Familien mit niedrigem Einkommen.
- mittels „Civilian College Corps“: Einsatz von gut ausgebildeten Arbeitswilligen, sowohl remote als auch vor Ort.
Diese Maßnahmen haben folgende positive Effekte:
(1) Eine bessere Ausbildung der nächsten Generationen.
(2) Mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitswelt.
Unterstützt werden diese Thesen von Forscher*innen der Anthropologie und Evolutionsbiologie, die überzeugt sind, dass eine gemeinsame, auf viele Personen aufgeteilte Kinderbetreuung einer der entscheidenden Hebel war, die uns als Spezies erfolgreich gemacht haben.
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